Bei einem Jubiläum wird immer Rückschau gehalten, Rückschau auf besondere Ereignisse, auf Dinge, an die man sich gerne oder auch weniger gerne erinnert. Ein Gründungsfest bietet die Gelegenheit, die wichtigsten Stationen eines Vereins chronologisch aufzuzeigen. So sollen auch in dieser Festschrift markante Punkte aus der Geschichte der Sportfreunde Essing festgehalten werden.
Befasst man sich mit dem sportlichen Geschehen der Marktgemeinde Essing, stellt sich schnell heraus, dass Sport in Essing nicht erst seit 50 Jahren betrieben wird. Leichtathletik, Geräteturnen und vor allem Fußball haben in Essing eine viel längere Tradition.
Schon ab den Jahren 1926/1927 gab es eine offizielle Fußballmannschaft, die allerdings nur Freundschaftsspiele ausgetragen hat. Die Teilnahme an einem Punktspielbetrieb war nicht möglich, weil kein Sportplatz vorhanden war und die Bauern nur im Herbst und im zeitigen Frühjahr ihre Wiesen zur Verfügung stellten.
Gespielt wurde meistens auf den Holzapfel- und Schweigerwiesen, dem späteren Sportplatzgelände in Essing, der wiederum noch später dem Kanalbau weichen musste.
Zu den Auswärtsspielen nach Altmannstein, Dietfurt, Riedenburg, Prunn, Hemau, Hagenhill, Kelheim, Teugn und Saal wurde noch mit dem Rad gefahren.
Die Geräteturner beschafften sich Ende der 30er Jahre vom TSV Kelheim einen Barren. Im Rathausgang wurde fleißig trainiert. Nach dem Krieg ergriff der damalige Lehrer Erwin Pschoch die Initiative und gründete mit ein paar Sportbegeisterten die „Turn- und Wanderfreunde“. Schon damals war man sich einig, dass es ein Verein für alle möglichen Betätigungen werden sollte. Trainingsgelände war der Turnplatz mit einem Reck, bestehend aus zwei stabilen Holzpfosten und einem Wasserleitungsrohr, sowie einem Fußballtor. Es konnte auch eine Schnur gespannt werden zum Fußballspielen. Die Aktivitäten der Turn- und Wanderfreunde“ ließen mit der Versetzung von Lehrer Pschoch nach.
Mit dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft durch die Deutsche Nationalmannschaft im Jahre 1954 und aufgrund der zwar noch spärlichen Schwarzweißübertragungen im Fernsehen wurde das Fußballspielen immer populärer.
Essinger Schulmannschaften spielten untereinander, Freundschaftsspiele gegen die Nachbargemeinden wurden ausgetragen. Hart ging es oft her, als Altessing gegen Essing auf dem Altessinger Lagerplatz, dem jetzigen Gelände der Zimmerei Zeitler, kämpfte. Der Trainingsplatz im Steinbruch fiel dem Bau der Panzerstraße zum Opfer.
Anfang der sechziger Jahre wurden dann die ersten Sportvereine in den kleineren Ortschaften des Landkreises gegründet. Aber erst am 16. April 1966 war es dann soweit, dass man sich im Gasthaus Holzapfel in Essing zu einer Aussprache traf, um, wie es im Protokoll steht, „den Sport in Essing wieder zu beleben“. Berhard Mayer, als ehemaliger Vorstand der „Turn- u. Wanderfreunde“ konnte 56 Sportinteressierte, darunter den damaligen Bürgermeister Martin Burger und Hauptlehrer Fritz Angrüner, begrüßen.
Klar war man sich von Anfang an, dass die sportliche Betätigung ganz allgemein und dass auf keinen Fall nur ein reiner Fußballverein in Leben gerufen werden sollte. Kritische Stimmen rieten von einer Vereinsgründung, zumindest zum damaligen Zeitpunkt, ab. Die sportliche Begeisterung war jedoch so groß, dass man sich spontan zu einer Vereinsgründung entschloss, da sich auch schon eine Vorstandschaft abzeichnete Hans Wallner, Nikolaus Eckinger und Karl Hierl bildeten den Wahlausschuss.
Als Vereinsname wurde „Sportfreunde Essing“ gewählt. Der Kassenbestand von 80 DM der „Turn- u. Wanderfreunde“ wurde den Sportfreunden als Grundstock zur Verfügung gestellt. In einer Spendenaktion wurden noch während der Versammlung weitere
240 DM für den neuen Verein gesammelt. Als Mitgliedsbeitrag wurde 12 DM für Erwachsene und 6 DM für Jugendliche festgesetzt. Dass die Vereinsgründung für einige Sportfreunde nicht ganz so spontan zustande kam, wie es vielleicht den Anschein hatte, sondern gut vorbereitet war, zeigt, dass bereits eine Mustersatzung ausgearbeitet war und die Aufnahmescheine verteilt wurden, wenn es auch nur geänderte Formulare des SC Kelheim waren.
Einstimmig wurde das Gasthaus Holzapfel als Vereinslokal bestimmt. In dem von Hilmar Schlögl verfassten Gründungsprotokoll steht, dass bis kurz vor Mitternacht diskutiert wurde. Vorstand Erich Plodek bat alle Mitglieder um aktive Mitarbeit in der Hoffnung „der Verein möge sich zum Wohle unserer Gemeinde entwickeln“.
Als Vereinsemblem wurde das Essinger Wappen, der Fischreiher, bestimmt und als Vereinsfarben die Farben grün/weiß gewählt.
Viel Arbeit kam auf die Verantwortlichen zu. Im Gründungsjahr wurden noch acht Monatsversammlungen und Ausschusssitzungen einberufen, um den Sportbetrieb ins Laufen zu bringen. Gruppenspielleiter und Schiedsrichterobmann Paul Wosch und Karl Kiendl halfen der Fußballabteilung auf die Beine.
Mit der Anmeldung des Vereins beim BLSV wurden die Voraussetzungen für die Teilnahme am Spielbetrieb geschaffen. Man war sich darüber klar, dass der Verein nicht nur sportliche Interessen zu vertreten hat, sondern dass er auch im gesellschaftlichen Bereich, sei es in Form von Veranstaltungen oder in der Jugendbetreuung, verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen muss.
Alle halfen zusammen, die Probleme zu meistern. Vorstand Erich Plodek gab das Motto aus: „deshalb sind wir Freunde, damit wir einander nützen“. Dieser Leitsatz, an dem im Laufe der Vereinsgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen des Öfteren erinnert werden musste, kann auch heute noch weiterhelfen, wenn Schwierigkeiten auftreten und Kameradschaft und Zusammenhalt gefragt sind.
Ernsthaft wurde an die Gründung einer Eishockeyabteilung gedacht. Hatte man doch auf dem zugefrorenen „Ludwig-Donau-Main-Kanal“ schon einige Freundschaftsspiele ausgetragen.